2. Mai 2024

Ist Streit in der Beziehung normal?

Streit ist in romantischen Partnerschaften weit verbreitet, wie statistische Daten belegen. Alltägliche Reibereien über Themen wie die Nutzung der Zahnpastatube, Fahrstil, Schwiegereltern oder Haushaltsaufgaben sind keine Seltenheit.

In deutschen Haushalten kracht es regelmäßig: Laut einer Umfrage von Parship und Innofact aus dem Januar 2021 führen 63 Prozent der Paare mindestens einmal im Monat Streit, während 14 Prozent sogar wöchentlich in Auseinandersetzungen geraten. Jüngere Paare unter 30 streiten sich dabei häufiger als ältere.

Besonders unter jüngeren Paaren ist das Phänomen des Türenknalls verbreitet, wie aus der Umfrage hervorgeht: Ein Drittel der 18- bis 29-Jährigen gibt an, dazu zu neigen, während es bei den 50- bis 65-Jährigen nur jeder Zehnte ist. Insgesamt ziehen sich knapp 40 Prozent der Befragten während eines Streits zurück oder machen eine Pause, um das Thema später zu besprechen. Ein Viertel hingegen gibt dem Partner das „Silent Treatment“ und schweigt, bis eine Entschuldigung erfolgt.

Worüber streiten Paare?

Der Haushalt war 2021 der häufigste Auslöser für Streitigkeiten. Die veränderte Aufgabenverteilung durch die Corona-Pandemie sorgte für Konflikte, insbesondere bezüglich unterschiedlicher Vorstellungen von Ordnung und Sauberkeit sowie der Verantwortlichkeiten für Haushaltsaufgaben. Weitere Streitpunkte waren Freizeitgestaltung, Finanzen, Kindererziehung, Smartphone-Nutzung und Eifersucht. In 18 Prozent der Fälle konnten die Befragten keinen konkreten Grund für den Streit nennen.

Ist Streit unvermeidlich?

„Konflikte sind in Beziehungen unvermeidlich“, betont Christian Roesler, Paartherapeut und Psychologe an der Katholischen Hochschule Freiburg. „Nach der Verliebtheitsphase erkennen Paare, dass sie zwei unterschiedliche Individuen sind.“ Die Fähigkeit, mit diesen Unterschieden umzugehen, beeinflusst maßgeblich die Stabilität der Beziehung.

Was passiert in unserem Körper, wenn wir streiten?

Bei Streitigkeiten schlägt der Körper Alarm. Zwischenmenschlicher Stress aktiviert das sympathische Nervensystem, was zu einer Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, beschleunigtem Herzschlag und vermehrtem Schwitzen führt.

Lang anhaltende Konflikte können sich negativ auf die Gesundheit auswirken, beispielsweise durch die Entwicklung von Bluthochdruck, wie eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt.

Ist Streit in der Beziehung wichtig?

Streit ist nicht zwangsläufig schädlich. Es kann unglücklich machen, wenn eine Person ständig nachgibt und ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigt. Forschungen legen nahe, dass in Beziehungen, in denen Probleme nicht offen diskutiert werden, weniger gute Lösungen gefunden werden.

Es kann sogar ungesund sein, Wut ständig zu unterdrücken, wie eine Studie von Sonja Rohrmann von der Goethe-Universität Frankfurt zeigt. Personen, die ihre Empörung unterdrücken sollten, hatten einen höheren Blutdruck als diejenigen, die ihre Gefühle ausdrücken durften.

Streiten Männer anders als Frauen?

In Beziehungen übernehmen Frauen oft die aktive Rolle in Streitigkeiten, während Männer dazu neigen, Konflikte zu meiden. Dies kann auf kulturelle oder persönliche Gründe zurückzuführen sein.

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze dafür, warum Männer Streit in Beziehungen eher vermeiden. Möglicherweise gehen sie davon aus, dass sich das Problem von selbst lösen wird, oder sie fürchten, im Streit gegenüber ihrer Partnerin unterlegen zu sein.

Homosexuelle Paare streiten im Durchschnitt behutsamer als heterosexuelle Paare, wie Studien zeigen. Sie gehen Konflikte konstruktiver an und nutzen öfter Humor in schwierigen Situationen.

Ab wann schadet Streit der Partnerschaft?

Streit kann der Partnerschaft schaden, wenn er von Feindseligkeit geprägt ist und zu einer Abkehr voneinander führt. In glücklichen Beziehungen überwiegt in Streitgesprächen die positive Interaktion im Vergleich zu aggressiven Gesten.

Wenn es zu Gewalt in der Partnerschaft kommt, ist es dringend ratsam, Hilfe von außen zu suchen. Es gibt verschiedene Beratungsstellen, die Unterstützung bieten können.

Sollten Eltern sich vor ihren Kindern streiten?

Ständige Streitigkeiten können Kinder belasten, insbesondere wenn sie häufig auftreten oder mit Gewalt einhergehen. Kinder nehmen oft mehr wahr, als Eltern vermuten.

Jedoch können konstruktive Streitigkeiten der Eltern dazu beitragen, dass Kinder lernen, Konflikte zu bewältigen. Es ist wichtig, dass Eltern respektvoll miteinander umgehen und Lösungen finden, auch wenn sie streiten.

Was tun, wenn ständig die Fetzen fliegen?

Es ist wichtig, frühzeitig Hilfe zu suchen, wenn Streitigkeiten in der Beziehung überhand nehmen. Paartherapien und Präventionsprogramme können dabei helfen, einen konstruktiven Umgang mit Konflikten zu erlernen.

Es ist ratsam, die Anzeichen einer Eskalation zu erkennen und den Streit zu unterbrechen, bevor er außer Kontrolle gerät. Paare können von bewusst verbrachter Zeit miteinander und gemeinsamen Projekten profitieren, um das Wir-Gefühl zu stärken.

Sollten Sie Hilfe wünschen, dann nehmen Sie gern Kontakt auf.